Wie alles begann...
Das Licht
der untergehenden Sonne warf lange Schatten über den Weg und den Reiter. Das
Gefühl der Angst keimte in ihm auf, ein Gefühl welches im zu verstehen gab, dass
er nicht alleine war. Vom Empfinden getrieben, trieb er das Pferd mit
zunehmender Eile durch die Nacht.
Einer Eingebung folgend hob er den Blick und erblickte einen Punkt am Himmel.
Leicht verengte er die Augen und lehnte sich in seinem Sattel vor um zu
erkennen, was dort oben seine Kreise zog. Langsam schien der Punkt sich der Erde
zu nähern, und bald erkannte er, es war ein Falke, der dort in der Freiheit der
Lüfte sein Schwingen ausgebreitet hatte und sich vom Wind treiben ließ.
Eine Weile beobachtete der Reiter den Vogel und mit einem Male hatte er den
Wunsch, dem Flug des stolzen Vogels zu folgen. Nein, es war nicht der Wunsch,
der ihn folgen ließ, sondern ein drängendes Verlangen, fast als spüre er, dass
dieser Falke ihm den Weg in die Freiheit zeigen würde, einen Weg, der zwar lang
und steinig sein würde, voller Gefahren, aber der es wert wäre, gegangen zu
werden.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er zu dem Falken aufblickte
und kaum hörbar sprach: "Weise mir den Weg, mein Freund, auf dass ich ihn jenen,
die nach mir kommen, zeigen kann."
Als habe der Falke die Worte vernommen, stieß er einen hellen Ruf in die
hereinbrechende Nacht aus und schien in der Tat einen neuen Weg einzuschlagen.
Langsam ließ der Reiter sein Ross antraben, stets darauf bedacht, den Falken
nicht aus den Augen zu verlieren. Als wisse der Vogel um seine Begleitung blieb
er in Sichtweite, kaum mehr auszumachen in der Dämmerung, doch immer nah genug,
dass der Reiter dem Flug folgen konnte.
Dann plötzlich schien der Falke in der Luft zu verharren und einen Punkt am
Boden zu fixieren. Mit wild klopfendem Herzen hielt auch der Reiter inne und
konnte den Blick nicht von dem Vogel abwenden. Lautlos und ohne einen
Flügelschlag schoss der Falke dem Erdreich entgegen und landete anmutig auf der
Stelle, die er zuvor beobachtet zu haben schien.
Der Falke wandte dem Reiter den Blick zu und stieß schließlich erneut seinen
hellen Ruf aus, so als wolle er den Reiter zu sich rufen. Doch als dieser sich
anschickte sich zu nähern, erhob sich der Falke mit gewaltigem Flügelschlag in
die Lüfte und verschwand im blutroten Licht der Abendsonne.
Noch eine Weile blickte der Reiter in die Richtung, in die der Falke
entschwunden war und schwer war sein Herz. Wie gerne würde er frei wie der Falke
leben... doch dann gewann die Neugier Oberhand. Langsam stieg er aus dem Sattel
und näherte sich der Stelle, die ihm der Falke scheinbar hatte zeigen wollen.
Dort, wo das Tier sich niedergelassen hatte, sah er einen Felsbrocken und auf
diesem waren seltsam anmutende Zeichen zu sehen. Noch näher trat der Mann heran,
legte den Kopf schief und fuhr vorsichtig mit den Fingern über diese Zeichen.
Dann erkannte er, was dort eingebrannt schien - die Gestalt eines schwarzen
Falken.
Langsam richtete er sich wieder auf und blickte wieder in den Himmel. Leise
sprach er zu sich selbst: "Hier also wird es beginnen. Hier werde ich den
Grundstein zu der Feste legen, die für die Menschen ein Sinnbild der Freiheit
werden soll. Die Feste der Schwarzen Falken."
Als er die Zufriedenheit in seinem Herzen spürte, erhob er die Stimme und rief
in die Dunkelheit: "Ich danke dir, mein Freund!"
Und aus der Ferne erschall ein Ruf, hell und klar...
der Ruf des Falken.
Das war die Geschichte des Anfangs, zu Zeiten als man noch mit Herz und Seele für seine Ziele kämpfte. Doch nachdem das Königreich Britain in das Land des Bundes marschierte und der leise, schleichende Tod der eigenen Heimat begann, hatten sich Werte, wie jener der Freiheit, in den Köpfen der Menschen verändert. Das Leben und Streben für die Freiheit war dahin, denn mit der Zeit hatte man gewonnen, was man wollte, auch wenn es viele Freunde und Leben kostete. Ein Leben in Freiheit und ohne große Fesseln war Bestand und Gegenwart. Ein Leben selbstständig und selbstsicher in den Grenzen des Bundes der freien Lande. Zum Ende hatte der siechende Tod jedoch gewonnen und die Anzahl der Schwarzen Falken vermindert.
An einem Abend, unerwartet und mit lautem Getrommel zog eine Armee an Orken vor der Feste der Schwarzen Falken auf. Mit geschwächter Besetzung war es ein Leichtes für das Getier die Feste zu stürmen und in Brand zu setzen. Die Feste brannte bis auf die Grundmauern nieder und die Ansammlung der Schwarze Falken verschwand. Als letztes Relikt der alten Zeit, stand der Stein des Schwarzen Falken, der jeden Abend still seinen dunklen Schatten in das Land warf.